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18 Absätze, 94 Zeilen: Spieltagsvorschau mal anders

Oct 22, 2010 - 3:59 PM hours
Seid gegrüßt liebe Freunde des KSC Forums.

In Anbetracht dessen, dass der Spieltagsthread zumeist etwas Daten- und Faktenlastig ist haben sich Freak1894 und meine Wenigkeit gedacht, als Einstimmung auf den Spieltag mal etwas anderes zu machen, und zwar in Form einer regelmäßig zu den Spieltagswochenenden erscheinenden Kolumne.

Lob ist gerne gesehen, Kritik weniger gerne ;) Ansonsten bitte keine Diskussionen zum Spieltag selber in diesem Thread, dafür existiert nach wie vor der Spieltagsthread.

Viel Spaß beim Lesen,

Freak1894 & Sebastian1894
bitte auch zum 60-Spiel :) ist echt cool=)

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"Gute Teams werden großartig, wenn die Mitglieder einander genug vertrauen, um das Ich für das Wir aufzugeben."

Karlsruher SC - der Verein meines Herzens!

~~~AC Milan - Würzburg Baskets~~~
Fabelhafter KSC – oder doch nur ein Mythos?

Der KSC hat mir – so wie jedem anderen KSC Fan auch – wahrlich schöne Momente geschenkt. Ganz egal ob es die „großen“ Ereignisse waren oder auch ganz individuell die kleinen „Randerscheinungen“ – ein Gespräch mit dem Fan nebenan im Block, eine Auswärtsfahrt oder … .
Und bei so manchem schwelgt man noch immer gerne in Erinnerung und überbietet sich dabei immer wieder mit Superlativen in der Beschreibung.

- der letzte Aufstieg – fabelhaft!
- Porcellos Freistöße – märchenhaft!
- 7:0 gegen Valencia – sagenhaft!

Dies sind nur wenige Beispiele aus der nahen Vergangenheit. Die Liste kann jeder für sich beliebig fortsetzen (für mich sind da noch einige besondere Fans zu nennen, die ich im A1 kennen lernen durfte - traumhaft!).

Bei einigen Äußerungen unserer sportlich Verantwortlichen zum Duisburg Spiel sind mir spontan auch die oben benutzen Adjektive eingefallen – bloß mit einer anderen Bedeutung…

Der sportliche Leiter meinte: „spielerisch sah das ganz gut aus“. Der Trainer fand das Ergebnis letztendlich klarer als es eigentlich sein dürfte und die Mannschaft habe „alles probiert.“

Sagenhaft! Märchenhaft! Traumhaft! Fabelhaft! Wie so manche Sage, Fabel oder mythologische Überlieferung mag da schon ein (kleiner) wahrer Kern drin stecken, aber dennoch wirken diese Aussagen auf mich vor allem unglaubhaft, wundersam und „verträumt“. Eine realistischere
Einschätzung wäre aus meiner Sicht sehr wünschenswert.

Dennoch habe auch ich mir meinen blau-weißen Rücksack geschnürt, den Wanderstock geschnappt und mich in die Welt der Fabeln, Sagen und Mythologien begeben – auf der Suche nach dem fabelhaften KSC.

Nochmals kurz zum Duisburg Spiel. Am Ende konnte man deutlich die Unmutsbekundungen der mitgereisten Schlachtenbummler vernehmen – egal ob vor Ort oder vor dem Bezahlfernsehen. „Wir haben die Schnauze voll“ – diese Phrase hatte dabei aber wohl reichlich wenig mit einem von Essen vollem Mund, wie beim Schwein in der Fabel „die Eiche und das Schwein“ von Gotthold Ephraim Lessing, zu tun. Nur grob angerissen geht es in dieser Fabel um das Thema
„Dankbarkeit“. In letzter Zeit frage ich mich oft „bin ich undankbar?, weil mich das Spiel meiner Mannschaft immer mehr nervt, wütend macht, zum ausflippen bringt? Dabei war ich in der Vergangenheit für so vieles dankbar, sei es ein wieder mal geretteter KSC, zeitweise 1. Liga Luft schnuppern aber auch die kleinen Dinge: Siege, eine aufopferungsvolle Mannschaft, geschichtsträchtige Spiele.
Aber sollte nicht auch mein Verein, vor allem die Spieler, mir ab und an dankbar sein? Stehen wir samstags bei Regen um 13:00 Uhr im Block weil wir nichts Besseres zu tun haben? Ich denke die meisten, wie auch meine Wenigkeit, hätten schon noch andere Dinge zu erledigen. Oft bleibt dies liegen oder wird von verständnisvollen Partnern erledigt. Und trotzdem kommen wir Woche für Woche, ertragen die Schonkost und geben unermüdlich alles und vor allem – bezahlen wir noch dafür.

Und eigentlich erwarten wir nicht viel und sind für noch weniger dankbar. Alles was wir wollen, ist Kampf, Einsatz und Leidenschaft – dann sind die Ergebnisse (fast) egal.

Phönix aus der Asche

Zu dem sportlichen Dilemma gesellt sich der finanzielle Drahtseilakt. Die Nachlizenzierung steht an und über uns schwebt das berühmte Damokles Schwert. Also was ist zu tun?

Eigentlich könnt es doch ziemlich einfach sein. Schon 1894 wurde unser Vorgängerverein nach einem Vogel aus der griechischen und römischen Mythologie benannt – dem Phönix. Diesem schreibt man die Eigenschaft zu, sich regelmäßig zu verbrennen und aus der Asche in neuem Glanz aufzuerstehen. Wie viele andere Anhänger so bilde auch ich mir ein, in der Geschichte
unseres Vereins entsprechende Beispiel zu finden, dass auch uns diese Eigenschaft inne wohnt. Oder ist es nur der letzte Strohhalm an den wir uns klammern? So führte uns 2002 der Ex-Oberbürgermeister Gerhard Seiler aus der Quasi-Insolvenz in die richtige Richtung, so dass der Phönix „KSC“ auch sportlich in der Aufstiegssaison 06/07 und der folgenden Hinrunde deutschlandweit in seinem „prächtigen Federkleid“ glänzen durfte. Seit Ende 2008 wird nun der Wunsch nach einer erneuten Feuer-Wiedergeburt immer dringender. Der mythologische Phönix tat dies übrigens wohl alle paar Hundert Jahre – bei uns wären es gerade mal zwei. Aber irgendwie will es nicht klappen – trotz einiger freiwilliger Helfer. So hat man seitens der Fans zu Beginn dieser Runde extra die bengalische Flamme im Pokal entzündet, um so vielleicht dem Phönix „Starthilfe“ von den Blöcken aus zu geben. Mit wenig Erfolg, alles was verbrannt ist waren 4.000 € und aus deren Asche ist auch nichts Sagenhaftes auferstanden. Dem Ex-Präsidenten schreiben manche „brandstiftende“ Handlungen zu, andere verweisen
dagegen auf die „explosiven“ Artikel der Presse. Der Trainer scheint innerhalb der Mannschaft durch von außen nicht immer nachvollziehbare Maßnahmen den einen oder anderen Brandherd legen zu wollen. Ohne Erfolg – der Karlsruher Phönix ist aktuell mehr ein verrupftes Huhn
mit ein paar versengten Federn.

Die Mannschaft weigert sich vielleicht deshalb bei derartiger Zündelei mitzumachen und lässt entsprechend auf dem Spielfeld jegliches Feuer und Leidenschaft vermissen. Allgemein hat die aktuelle Truppe für mich wenig mit einem majestätischen Phönix zu tun, auch von einem stolzen badischen Greif sind wir weit entfernt. Irgendwie muss ich manchmal bei dem Treiben auf dem Spielfeld an einen anderen ausgestorbenen Vogel denken: den „Dodo“, dem man (wenig wissenschaftlich) üblicherweise folgende Eigenschaften zuschreibt: unbeholfen, planlos
und verantwortlich fürs eigene Aussterben. Aber wo genauen liegen denn die Schwächen?

Hat man sich anfangs noch hauptsächlich über die Defensive Sorgen machen müssen. Stelle ich mir inzwischen die Frage, ob unser Siegfried vielleicht total betrunken in etwas Klebriges gefallen ist, sich danach in Lindenblättern gewälzt hat und erst dann in die Wanne mit
Drachenblut gestiegen ist. Oder unser Achilles ist schon als Kind ein kleiner Schmutzfink gewesen und hatte sich von seiner Mutter nicht im Styx baden lassen. sich Ein X auf den Trikots kann sich unser Zeugwart Hüseyin auf jeden Fall schenken, unsere Schwachstellen liegen derzeit überall und sind auch ohne Probleme ersichtlich.

Also könnte der gemeine KSC Fan so langsam verzweifeln. Die Lage scheint aussichtslos. Wäre da nicht ein gewisser Ingo. Ich habe mir mal die Bedeutung seines Namens angeschaut.
Kurz zusammengefasst geht Ingo auf einen germanischen Gott (Ingwio) zurück und die entsprechende Rune symbolisiert „Feuer“. Der Mann scheint wie auserkoren, um einen schwächelnden Phönix den richtigen Weg zu zeigen. Ingwio wird dabei auch oft als Synonym für den germanischen Gott Feyr benutzt. Dieser hatte einen ständigen tierischen Begleiter:
Gullinborsti – ein Eber, dessen goldene Borsten Feuer versprühten. Ich vermute dieser hatte auch kräftige Eckzähne (riesige Hauer sozusagen). Also wer aus mythologischer Sicht nun noch Bedenken hat, dem ist nicht mehr zu helfen.
Betreibt man die Namensspielerei weiter erkennt man Parallelen zum letzten Not-Päsidenten: Gerhard – der „kühne Speerwerfer – ein Name für große Taten.
Für die Neugierigen unter Euch: Paul heißt übrigens so viel wie „der Kleine“. Sämtliche Interpretationen über die Erfolgsaussichten für große Taten mit diesem Namen überlasse ich Euch. Und große Taten mussten und müssen aktuell um so mehr vollbracht werden.

Unterstützend könnten noch einige aktuell ergriffene Maßnahmen wirken. Manchmal ist das Wort schärfer als das Schwert – vielleicht ist es darüber hinaus heißer als normales Feuer? Die Mannschaft samt Trainer trainiert nicht, spricht sich aber aus. Die Fans pfeifen und zündeln
nicht, schreiben aber einen Aufruf an die Mannschaft. Ob es hilft? Ich weiß es nicht. Zusammenrücken sollten wir schon, eine andere Einstellung an den Tag legen auch, den Abstiegskampf annehmen sowieso - aber nicht immer nur davon sprechen oder schreiben.

München – da war ja noch was…

Achja, in der Liga müssen wir auch noch spielen – und gewinnen sollten wir zudem. Gegen die Löwen, denen man in Fabeln Mut, Stolz, Macht und Gefahr zuspricht. Ganz ehrlich, ein zahnloser Tiger wäre mir Samstag lieber. Aber schon in Äsops Fabel „überlistet“ eine Maus den Löwen – also warum nicht wir?

Tabellarisch stehen sie da, wo wir gerne wären – im Mittelmaß. Daneben haben wir fast dreimal so viele Tore gefangen wie sie. Ihr Troja hält der Belagerung also meistens stand (der Pokal hat seine eigenen Regeln). Bei uns müssen sich die Griechen dagegen meist nicht
mal die Mühe machen und ein Holzpferd basteln – wir vergessen immer irgendwie das Tor
der Stadtmauer zu schließen (die Mauer an sich muss ja in Ordnung sein, schließlich bekommen wir am Samstag sicher wieder zu hören "wie ein Felsen aus Granit"). Dabei möchte ich nicht vergessen darauf hinzuweisen: „der Trainer kann nichts dafür“ – schließlich hat er dem Verein vor der Saison geraten einen gestandene Wache zu verpflichten. Aber auch David konnte Goliath mit einem gezielten Schuss seiner Schleuder bezwingen. Okay zugegeben, David war kein Karlsruher und bisher haben wir noch nicht viel Geschick im Gebrauch der Schleuder gezeigt, aber vielleicht wird dieser Samstag mal wieder eines dieser Spiele, an
das wir uns auch in Jahren noch gerne zurück erinnern.

In diesem Sinne wären ein Sieg am Samstag und eine (nahezu) schadlose überstandene Nachlizenzierung für mich nicht nur sagen – sondern dazu noch fabel-, traum-, und märchenhaft in Personalunion.

blau-weiße Grüße & Heimsieg!

Freak

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Hast du Frauen und auch Geld, klingt das stark nach Unterwelt.

This contribution was last edited by Freak1894 on Oct 28, 2010 at 10:04 PM hours
Danke Freak!
Gefällt mir sehr gut. :)

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Wenn man tot ist, ist das für einen selbst nicht schlimm weil man ja tot ist.
Genauso ist es übrigens, wenn man doof ist.

unbekannt
Quote from happy1312:
Danke Freak!
Gefällt mir sehr gut. :)

Ja, mir auch. Sehr nett geschrieben ... wo ist der Applaus-Smilie?

Cheers
Bahli

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You want it darker
We kill the flame

Leonard Cohen (1934-2016)
Quote from bahli77:
Quote from happy1312:
Danke Freak!
Gefällt mir sehr gut. :)

Ja, mir auch. Sehr nett geschrieben ... wo ist der Applaus-Smilie?

Cheers
Bahli


http://www.martialartsboard.de/images/smilies/applaus.gif

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Nein, liebe Zuschauer, das ist keine Zeitlupe, der läuft wirklich so langsam.
Wow, große Klasse, Seb! Gut geschrieben, gut überdacht und vor ellem eine sehr sehr gute Idee ...

Eure Kolumne macht sich richtig gut. Und als alter FCK-Kolumnist freut mich das natürlich am meisten ...

"Nach Veränderung rufen alle, die sich langweilen." muss ich sofort in meine Signatur integrieren. Ein schönes Zitat.

Cheers
Bahli

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You want it darker
We kill the flame

Leonard Cohen (1934-2016)
Unser Seppl....Respekt! :)

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Wenn man tot ist, ist das für einen selbst nicht schlimm weil man ja tot ist.
Genauso ist es übrigens, wenn man doof ist.

unbekannt
Zunächst danke an die regelmäßigen Kolumnisten Sebastian und Freak, dass ich einen Gastbeitrag schreiben darf. Und vor allem Danke an die Seb für die Idee mit dem philosophischen Quartett.
Vorsichtshalber betone ich, dass mein Beitrag nicht unbedingt die Meinung der Redaktion widerspiegelt ;)

Als Ergänzung zum philosophischen Quartett folgt:

Die philosophische Doppelsechs

Theodor W. Adorno (linker Sechser)

Adorno wurde von seinen Frankfurter 68er-Studenten vorgeworfen, nur in der Theorie zu leben und nichts zur Praxis beizutragen, dabei hat er sich ganz konkret zur Karlsruher Offensivfußball-Philosophie geäußert, die seit Jahren weitgehend auf dem Abstellgleis steht: „Philosophie, die einmal überholt schien, erhält sich am Leben, weil der Augenblick ihrer Verwirklichung versäumt ward.“ Vielleicht sehen wir die Verwirklichung bei einem grandiosen 5:4-Auswärtssieg am Montag, aber ein 1:0 durch Eigentor Osnabrück würde es ja auch tun.

Auch das beklagenswerte Verhalten der Fans in den Stadien wurde von Adorno schon angeprangert:
"Schon bei jedem Fußballmatch jubelt die jeweils einheimische Bevölkerung unter Mißachtung des Gastrechts schamlos dem eigenen Team zu."
In der Tat "und das möcht ich an der Stelle nochmal ganz besonders betonen" (Ingo Wellenreuther), was ist eigentlich mit der Höflichkeit den Gästen gegenüber: würden sich vor allem die jüngeren Besucher auf der Gegengerade zu Hause auch so verhalten? Wenn die Omma zu Besuch ist sie mit "steh auf du S**" vom Sofa herunterschreien? Den Oppa mit "Du Hu-hu-hu-Hu******"-Rufen empfangen? Auf der Straße vorbeilaufenden Passanten mit geballter Faust "hiiiiiier regiiiiert Familie Müller!" entgegenbrüllen? Also warum kann man sich nicht im Stadion verhalten wie zuhause?

Wie auch immer, "Das Ganze ist das Unwahre" oder wie der Fußballfan es nach Schiri-Fehlentscheidungen ausdrücken würde: "FUSSBALLM*F** D*B"!



Arthur Schopenhauer (rechter Sechser)

Schon der Freiburger Tormann Richard Golz meinte, auf das Image der "Studentenmannschaft" angesprochen: "Vor lauter Philosophieren über Schopenhauer kommen wir gar nicht mehr zum Trainieren." Ich glaube ja unsere Mannschaft hatte genau das gleiche Problem. Und das wird auch der Grund gewesen sein, warum es unter Schupp am Tag meist nur eine Trainingseinheit gab.

"Alles Leben ist Leiden." welcher KSC-Fan wollte hier schon widersprechen?

"Wir leben in der Schlechtesten aller möglichen Welten." Das kann man dagegen ganz leicht widerlegen: der KSC ist Drittletzter, TSG Ho**enheim dritter in der ersten Liga, das heißt wir leben höchstens in der Drittschlechtesten aller möglichen Welten. Und wenn man bedenkt, dass der KSC II gestern Hopp II souverän mit 1:0 besiegt hat, dann ist es vielleicht sogar nur die viert- oder fünftschlechteste.

Auch zur Presseschelte hat Schopenhauer schon beigetragen: "Andrerseits jedoch ist die Pressefreiheit anzusehn als die Erlaubnis, Gift zu verkaufen: Gift für Geist und Gemüt. Denn was lässt sich nicht dem Kenntnis- und urteilslosen Haufen in den Kopf setzen?"
Zum Glück würde hier niemand einen Zusammenhang zum KSC und seinem Presseumfeld ziehen.

Auch dieses Zitat ist ohne jeden Bezug zum KSC, seinem Umfeld und seinen Fanforen: "Es kann so weit kommen, dass manchem die Welt, von der ästhetischen Seite betrachtet, als ein Karikaturenkabinett, von der intellektuellen als ein Narrenhaus und von der moralischen als eine Gaunerherberge erscheint." Wahrscheinlich war er da nur gerade in einer süddeutschen Landeshauptstadt zu Besuch (Scheeeeerz!).

Bezug zum TM-Forum hat allerdings dieses Zitat: "Man bestreite keines Menschen Meinung, sondern bedenke, dass, wenn man alle Absurditäten, die er glaubt, ihm ausreden wollte, man Methusalems Alter erreichen könnte, ohne damit fertig zu werden."
Also vielleicht lieber nicht in die zehntausendste Diskussion mit dem hundertsten Account von ***** einsteigen? Andererseits ...


Jedenfalls wenn unsere Truppe ähnlich positiv gestimmt wie unsere philosophische Doppelsechs ans Werk geht, dann wird es schon klappen mit den drei Punkten. Im dem Sinne,

blau-weiße Grüße und Auswärtssieg

fidelitas2907

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Wer ist der Schreck vom Oberrhein? *ugly-Smilie*
Närrischer KSC oder ein Verein voller Narren?

Gestern war es wieder soweit. Pünktlich um 11:11 Uhr haben auch in Karlsruhe die Narren das Ruder übernommen. Als Anhänger des KSC war man eigentlich der Meinung dies hätten wir hinter uns. Ich muss mich hierbei gleich mal als absoluter Fastnachts-Verweigerer outen.
Trotzdem konnte ich mich auf Grund der Nähe zu diesem Datum nicht verschließen, meine Spieltagsvorschau gänzlich diesem Thema zu widmen. Deswegen möchte ich gleich vorab alle Narren unter Euch um Verständnis bitten, sollte ich hier den einen oder anderen Brauch nicht ganz richtig aufgreifen – ich gebe mir größte Mühe.

Traditionell stürmen die Fastnachter am 11.11. das Rathaus, erobern den Schlüssel der Stadt und verkünden Ihre Vorhaben für die Faschingszeit. Das haben wir den Karlsruher Narren voraus – einige KSC Narren haben bereits am 30 Oktober versucht das KSC Rathaus zu
stürmen. Dabei sind sie nicht nur beim Datum einem Irrtum unterlegen. Einen Schlüssel gabs dort für sie nicht zu holen und Vorhaben verkünden beim KSC von je her nur gewählte Narren – was freilich aber nicht bedeutet, dass diese später tatsächlich für die Erfüllung derselbigen sorgen. Rathausstürme sind unter den Fastnachtern traditionell friedlich – der KSC mag zwar Tradition haben, als friedlich kann man den Sturm nach dem Spiel gegen die Löwen wohl kaum
bezeichnen.

Wie oben bereits erwähnt kann ich dem traditionellen Fasching (Fastnacht, Karneval oder wie auch immer er in den verschiedenen Regionen bezeichnet wird) nicht viel abgewinnen. Im Gegensatz zu der modernen Variante „verkleidet betrunken kann ich mir alles erlauben“
habe ich aber dabei größten Respekt für die Leidenschaft, die Zusammenarbeit und Kreativität, die dabei an den Tag gelegt wird. Seien es Beiträge in Prunksitzungen, Pflege von Brauchtum oder die Gestaltung der Wägen für Umzüge. Die Narren stellen in Teamarbeit
einiges auf die Beine und einige glänzen mit Einzelleistungen – ob in der Bütt oder als Funkenmariechen.

Das alles wünschen wir uns bei unseren Jungs auf dem Rasen – als Team sollen sie auftreten, alles für den Sieg geben, kreativ nach vorne Spielen, Gras fressen oder auch mal mit einer Einzelaktion das Spiel umbiegen. Vieles davon hat in den letzten Wochen gefehlt. Deswegen hat
uns am letzten Spieltag ein neuer 1. Vorsitzender des blau-weißen KarnevalS Clubs angeführt. Natürlich war dadurch nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen und Helau, aber einige dieser wesentlichen Tugenden sind wieder aufgeblitzt. Die restlichen kommen hoffentlich in den
nächsten Wochen. Eines wurde aber deutlich: Bei den Faschingsumzügen fährt der schönste Wagen immer am Ende des Tross´. Im Fussball steht der „schönste“ Verein hingegen ganz oben. Dort finden wir uns aktuell nicht wider – ganz im Gegenteil - und spätestens nach dem Spiel gegen Osnabrück haben die meisten erkannt: wohl auch nicht ganz zu Unrecht.

Richten wir die Blick nach vorne, nun starten die "tollen Tage" - und die können wir nun wirklich gebrauchen. Fastnacht hängt zudem direkt mit der Fastenzeit zusammen. Dabei sieht der typische Verlauf vor, dass am Aschermittwoch das närrische Treiben vorbei ist und somit vor Beginn des Fastens nochmal ordentlich die Sau rausgelassen wurde. Typisch Karlsruher SC stellen wir diesen Verlauf (hoffentlich) auf den Kopf. Sportlich haben wir schon lange eine Fastenzeit hinter uns, weitaus mehr als die üblichen 40 Tage. Ich plädiere dafür, dass die
KSC-Faschingszeit deswegen ab sofort auf unbegrenzte Zeit gilt (auf Grund der voran gestellten Fastenzeit gibt es eh keine Notwendigkeit dies zu beenden - der blau-weiße Aschermittwoch fällt somit bis auf Weiteres aus). Und die Faschingszeit gilt allgemein als Zeit voll von Fröhlichkeit und überschäumender Lebensfreude. So mögen wir dies endlich mal wieder im Stadion ausgelassen genießen können. Nachdem ich nun doch ein Vorhaben verkündet habe, suche ich mir noch mein persönliches Rathaus, schnapp mir nen Schlüssel und rufe das nochmals von irgend einem Balkon.

Die Faschingszeit wird oft als "fünfte Jahreszeit" bezeichnet. Auch für uns beginnt bald eine neue Jahreszeit - am 17.11. findet unsere Mitglieder - Prunksitzung statt. Ganz in der Tradition des Kölner Karnevals wird dabei das Karlsruher Dreigestirn festgelegt. So ein Dreigestirn besteht traditionell aus 3 Figuren: dem Prinz (seine Tollität), dem Bauer und der Jungfrau.

Bis vor kurzem schienen die Dinge recht einfach zu sein. Prinz Ingo mit seinem Gefolge Schattling und Pilarsky sollten den KSC in der närrischen Zeit führen. Wer von diesem Gefolge Bauer und Jungfrau wäre mag ich nicht festlegen. In Augen mancher mag einer der Kandidaten
sprichwörtlich seine Unschuld verloren haben und damit weder als Jungfrau noch als überhaupt ein Mitglied des Dreigestirns in Frage kommen. Dieses gibt es aber nur im Paket – so ließ es seine blau-weiße Tollität verlauten. Eine legitime Forderung, um im närrischen Treiben
des KSC nicht im Chaos zu versinken. In Zeiten in denen das Wort Demokratie (vor allem im Zusammenhang mit Faschingsumzügen im Wendland) in den Medien gerne strapaziert wird, aber durchaus auch eine Forderung mit Konfliktpotenzial. Inzwischen will aber eine weitere Person eins dieser Ämter anstreben. Da aber in einem Dreigestirn nun mal eben nur drei Personen Platz haben, könnte das den Plan durcheinander bringen. Zudem sind die
Charaktere auch auf die oben genannten drei beschränkt. Von einem Kramer – also einem Kaufmann – ist in keiner Überlieferung zu lesen.

Es bleibt nur zu hoffen, dass das Mitgliederfestkomittee am 17.11. die richtige Entscheidung trifft und das passende Dreigestirn bestimmt.

So eine Prunksitzung stellt man sich ja an sich als fröhliche und lustige Veranstaltung vor. Erinnert man sich an die letzten beiden KSC-Prunksitzungen zurück, so lässt sich dies nicht feststellen. Hoffen wir dass dies zukünftig wieder anders wird – bei der nun anstehenden
wird hoffentlich der Grundstein gelegt – mehr darf man wohl noch nicht erwarten.
In der letzten Prunksitzung gab es durchaus überschwängliche Freude, Applaus, Gejohle und Häme – für mich aber alles andere als positiv, sondern viel mehr unangebracht. In diesen Tagen wird heftig diskutiert welche Lehren man aus dem Freitod eines Fussballspielers gezogen hat. Es wird erinnert und gemahnt. Ich möchte hier nur zu bedenken geben, dass es sich auch bei Personen in Ehrenämtern – unabhängig ihrer Leistung oder des Ausbleiben derselbigen – um Menschen handelt und wir auch hier „menschlich“ im Umgang sein sollten.

Ganz im Stile eines politischen Aschermittwochs waren dort teilweise polemische Attacken auf den "politischen " Gegner zu vernehmen. Normalerweise rechnet man mit diesem auf eine humorvolle - aber durchaus zynische - Art ab. Dies war nicht immer zu spüren. So ein
politischer Aschermittwoch soll auch die Anhänger motivieren - betrachtet man die Zahl der anwesenden Mitglieder hat dies schon vorab geklappt. Jetzt sollen an diesem Tag zusätzlich die eigenen Reihen geschlossen werden. Dies hat bisher noch nicht geklappt - vielleicht
jedoch dieses Mal?

Zurück zur Fastnacht. Neben dem Dreigestirn wählen wir auch noch den Elferverwaltungsrat. Ein aussichtsreicher Kandidat – ebenfalls ein KSC Narr – hat auf sich durch eine Pressemeldung aufmerksam gemacht. Apropos Narr, man nennt die Faschingler nicht aus Jux und Dollerei so. Vorbild sind die Narren aus dem Mittelalter, dort fungierten sie als
Spaßmacher. In der täglichen Praxis benutzt man diese Bezeichnung oft mit einer weniger positiven Bedeutung. Beispielsweise wenn jemand dumm, voreingenommen, tollpatschig oder unwissend handelt. Nur mal so am Rande …

Zu so einer richtigen Prunksitzung gehört natürlich auch eine Büttenrede. Die Bütt ist vorbereitet und ich versuche mich erstmalig an so einem Stück:

Freunde, oins muss´ ich Euch heute sage,
mitm KSC muss sich unser oins scho rum plage,
ob sportlich oder die Vereinspolitik,
immer wieder kommts knüppeldick,
habt Ihr heut scho d´Zeitung glese?
ich dacht ich fress jetzt gleich nen Bese,
s´will einfach koi Ruh hier einkehre,
wie kann mich dem so badisch stur verwehre?

Doch wir sind alle blau-weiß im Herzen,
ertragen deshalb so manche Schmerzen,
werden immer zu unsr´er Liebe steh´n,
und bald wieder bess´re KSC Zeiten seh´n.

Jetzt müsse mer erschd emol die sportlich´ Talfahrt stoppe,
die Jungs solle uffm Platz mol wieder die Gegner foppe,
die Punkteausbeute war letztschd eher mau,
hätt ich noch Hoor, wärn die längschd grau,
aber ich vertrau do in den neuen Träner,
d´Spiele werden bald wieder scheener,
mit der Zwoiten hat der scho tolls vollbracht,
der bringt auch die Erschde uuf Zack, dass es nur so kracht.

Doch wir sind alle blau-weiß im Herzen,
ertragen deshalb so manche Schmerzen,
werden immer zu unsr´er Liebe steh´n,
und bald wieder bess´re KSC Zeiten seh´n.

Nen neuen Vorstands wirs au bald gebe,´
so lang könne mer ganz gut mitm Not-Ingo lebe,
in einer Woche sind die Mitglieder dran,
hoffentlich kommen viele, Frau und Mann,
s´ richtig Kreuzchen isch zu setze,
auch wenn manche scho wieder die Messer wetze,
ischs danach hoffentlich vollbracht,
und der erste Schritt gegen die Spaltung gemacht.

Doch wir sind alle blau-weiß im Herzen,
ertragen deshalb so manche Schmerzen,
werden immer zu unsr´er Liebe steh´n,
und bald wieder bess´re KSC Zeiten seh´n.

Nu habe ich auch genug geschwätzt,
sonschd schloft do hinne au noch de Letzt,
die Wahrheit soll ja uffm Sportplatz liegen,
drum nun von mir so laut es geht,
auf gehts Karlsruh, kämpfen und siegen,
damits auch jeder unsrer Jungs im Stadion versteht,
für Aue isch heut nichts zu hole,
den wern mir sportlich (!) mit 2:0 den Arsch versohle.


Irgendwann ist dann auch Zeit für Umzüge – meine Kindheitserinnerungen beziehen sich hierbei vor allem auf die dort auftretenden Hexen. Diese erlauben sich allerlei „Späße“ mit den Zuschauern – meist im Rahmen des Lustigen. Manchmal schießen Einzelne auch (deutlich) übers Ziel hinaus. Hm, komisch – irgendwie muss ich jetzt grad bei deren oft
schwarzen Gewändern und Masken die das Gesicht vermummen … äh … verbergen an noch eine andere Gruppe aus dem Stadion denken.

Einen Brauch möchte ich in Verbindung mit meinem letzten Beitrag nicht verschweigen. Mancherorts wird in der Nacht auf Aschermittwoch eine Strohpuppe – der Nubbel – verbrannt. Im Gegensatz zum Phönix ersteht hieraus aber nichts "besseres" auf. Hier werden symbolisch die karnevalistischen Laster verbrannt - vor allem das ausgegebenes Geld. Wieso muss ich bei Geld verbrennen direkt an unseren KSC denken?

Heute spielen wir gegen Aue – ehrlich gesagt weiß ich nicht ob und wie man in Aue Fasching feiert. Wobei Sachsen - darunter auch das Erzgebirge – durchaus als Faschingshochburg gilt.
Betrachtet man die Sache rein sportlich, feiern deren Fans wohl durchgehend Fasching. Zweiter Platz in der Tabelle, in der reinen Auswärtstabelle sogar Spitzenreiter – wenn das Grund für Fröhlichkeit und überschäumende Lebensfreude rund um die Uhr ist, weiß ich auch
nicht was sonst. Trotzdem freue ich mich auf den Gardetanz unserer Jungs und denke,
dass wir am Ende der 90 Minuten uns über die 3 Punkte freuen dürfen.

Noch ein kurzer Verweis auf meinen Beginn. Wenn man so gar nichts mit Fasching am Hut hat, wurde "man" von den verständnislosen Freunden auch mal gefragt „Du gehsch doch auch immer verkleidet ins Stadion, mit deinen bunten Schals und Trikots“. Nein, liebe Freunde, das ist keine Verkleidung – ganz im Gegenteil, das bin ich.
Sicher gibt es Teile vom Freak, die besser erzogen sind, rationaler handeln, nicht so laut agieren und auch weniger parteiisch sind - aber ehrlicher und unkostümierter sind wenige davon.

In diesem Sinne, es mögen heute um 18:00 Uhr UNSERE tollen Tage beginnen.

Hellau, Alaaf, Narri-Narro oder kurzum: Heimsieg!

Blau-weiße & närrische Grüße

Freak

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Hast du Frauen und auch Geld, klingt das stark nach Unterwelt.
hey, die punktlandung hat geklappt :) glückwunsch dazu, und natürlich auch zum (meiner meinung nach) besten beitrag bisher. ich hoffe nur, dass die gute laune nach heute abend und natürlich nach nächstem mittwoch erhalten belibt :D

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"Was soll ich alleine denn nur ausrichten?" Eine Frage, die sich die halbe Menschheit stellt

Hic acetarum habemus

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